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Trauern ist seelische Schwerstarbeit

Michael Geisler • 27. Dezember 2021

Trauern ist seelische Schwerstarbeit

Ein Interview mit Pastor Michael Geisler, Siegen über Trauern, Trösten und mehr.

ap Siegen. .Trauer gehört zum Leben darzu - und kann für die Hinterbliebenen mitunter sehr intensiv und schmerzhaft sein, weiß Pastor und Therapeut Michael Geisler.

Um den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten, braucht es aus Sicht des Siegener Theologen nicht nur Zeit, sondern auch tröstende Worte und feste Rituale. Mit der Siegener Zeitung sprach er über das Trauern und Trösten.


Herr Geisler: Was ist Trauer?

» Trauer gehört zum Leben dazu. Sie hilft dabei, den Verlust eines nahestehenden Menschen zu bewältigen - und ist auch eine Form der Liebe, der Wertschätzung und Verbundenheit mit dem Verstorbenen.


Wie wichtig sind wiederkehrende Gedenktage wie der Totensonntag für die Trauerbewältiqunq?

Sehr wichtig. Gedenktage bieten einen konkreten Anlass für tröstliche Wiederholungshandlungen, sind sozusagen

ein heilsames Ritual. Ich vergleiche das gerne mit einem Treppengeländer - es dient doch dazu, sich festzuhalten und weiter zu gehen. Auch solche Tage sind eine Hilfe an der ich mich festhalten kann, um weitere Schritte zu gehen und in meiner Trauer nach vorne zu kommen.


Würden Sie also empfehlen, sich aktiv mit der Trauer auseinanderzusetzen?

> Ja, unbedingt. Solche Gefühle sollte man zulassen. Natürlich ist ein Verlust nicht angenehm, sondern immer schmerz-

haft und herausfordernd. Trauern ist seelische Schwerstarbeit und kann mitunter sehr lange dauern, Dafür pibt es keine Abkürzung


Was kann aus einer tiefen Trauer helfen?

Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Möglichkeiten: Um sich an einen Menschen zu erinnern, der fehlt, kann eine

Trauerecke helfen. Auch kleine Gewohnheiten können viel bewirken. Das kann z.B. eine Kerze sein, die man bewusst für jemanden entzündet. Oder ein Tagebuch, in dem man seine Gefühle reflektiert. Manchen hilft es auch, einen Brief zu schreiben. Man kann so seinen Gefühlen Raum und Zeit geben.


Was kann man tun, wenn die Trauer einfach nicht weniger wird?

Das, was tröstet, sind die Menschen, die gemeinsam mit den Hinterbliebenen den Weg der Trauer gehen. Die zuhören und einfach da sind. Die auch das Schweigen aushalten. Und dafür gibt es neben der Familie und Freunden ein sehr reichhaltiges

Spektrum an Möglichkeiten, wie Selbsthilfegruppen oder Gesprächsangebote. Auch ich biete Trauerbegleitung an, habe zwei

Bücher zu dem Thema geschrieben, in denen ich Impulse sowie praktische Tipps zum Trauern und Trösten gebe. Niemand muss so etwas alleine durchmachen. Es gibt Wege, die sollte niemand alleine gehen müssen!


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